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Der Mental Load - unsichtbare Arbeit, die oft bei Müttern bleibt

Mental load concept - female has post-it notes with social responcibilities on her face. High quality photo
"Wer weiß eigentlich, wann der nächste Arzttermin ist?"

Solche Fragen fallen in vielen Familien – und meistens weiß es jemand sofort: die Mutter. Nicht, weil sie sich besonders gerne um Termine, Geburtstagsgeschenke oder Kita-Mails kümmert. Sondern, weil sie es muss – sonst macht es niemand. Dieses ständige Mitdenken, Planen, Erinnern nennt man Mental Load.

Was ist Mental Load?

Mental Load ist die unsichtbare Arbeit hinter der sichtbaren Arbeit. Es ist nicht das Bettenmachen selbst – sondern das Denken daran, dass sie gemacht werden müssen. Es ist die Verantwortung, immer an alles zu denken: neue Schuhe für die Kita, genug Sonnencreme, das Elternabenddatum.

Das Problem: Diese Arbeit fällt auf, wenn sie nicht gemacht wird – aber kaum jemand merkt, wenn sie selbstverständlich mitläuft. Sie kostet Energie, Zeit und oft auch Schlaf.

Wer trägt die Hauptlast?

Laut dem Familienreport 2024 leisten Frauen in Deutschland 44 % mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Auch wenn sich die Aufteilung seit 2012 leicht verbessert hat, bleibt der sogenannte Gender Care Gap deutlich. Mütter sind häufiger in Teilzeit, organisieren Alltagslogistik, halten Familienstrukturen zusammen – und übernehmen zusätzlich emotionale Verantwortung.

Der Väterreport 2023 zeigt: Jeder zweite Vater möchte sich eigentlich zu gleichen Teilen an Kinderbetreuung und Familienarbeit beteiligen. In der Realität gelingt das bisher nur etwa jedem fünften Vater. Das zeigt: Der Wille ist da – aber die Umsetzung braucht Unterstützung, Strukturen und Bewusstsein.

Warum sollten Väter auch mentale Arbeit übernehmen?

Wenn Väter die unsichtbare Arbeit im Familienalltag nicht mittragen, entsteht nicht nur ein Ungleichgewicht – es entstehen Belastungen, die alle betreffen:

  • Verpasste Nähe: Wer Aufgaben mitträgt, teilt auch Erlebnisse. Väter, die sich nicht einbringen, verpassen wertvolle Momente der Nähe und Selbstwirksamkeit im Familienleben.
  • Beziehungsstress: Ungleiche Verantwortungsverteilung führt langfristig zu Konflikten und Unzufriedenheit in Partnerschaften.
  • Emotionale Distanz: Wer nicht mitdenkt, bleibt oft unbewusst außen vor – Kinder und Partnerinnen nehmen das wahr.
  • Überforderung: Dauerhafte mentale Überlastung ist einer der größten Risikofaktoren für Burn-out im Familienalltag.

Mental Load zu teilen ist keine Gefälligkeit gegenüber der Partnerin – es ist die Grundlage für eine gleichberechtigte Partnerschaft und moderne Elternschaft. Väter, die Verantwortung übernehmen, erfüllen damit keine Erwartung ihrer Partnerin, sondern ihre eigene Rolle als Elternteil.

Es geht nicht darum, „mehr zu helfen", sondern darum, selbstverständlich die Hälfte der Verantwortung für das gemeinsame Familienleben zu tragen.

Wie können Väter konkret entlasten?

Gleichstellung fängt im Kleinen an. Wenn Väter den Mental Load teilen, geht es nicht um „helfen“, sondern um Mitverantwortung.

Ein paar Ideen für den Einstieg:

  1. Care sichtbar machen: Wer Care ernst nimmt, spricht offen darüber – auch im Freundeskreis oder bei der Arbeit.
  2. Mitdenken statt mithelfen: Verantwortung übernehmen, ohne gefragt zu werden – z. B. Arzttermine oder Geburtstagsgeschenke selbst planen.
  3. Sichtbarkeit schaffen: Eine gemeinsame Familien-To-Do-Liste oder App hilft, Aufgaben gerecht zu verteilen.
  4. Regelmäßig sprechen: Einmal pro Woche kurz gemeinsam durchsprechen, wer was übernimmt – und ob die Aufteilung noch fair ist.
  5. Mut zur Lücke: Perfektionismus ist kein Gleichstellungsziel. Es darf auch mal unordentlich oder unpünktlich sein.

Fazit: Mental Load als gemeinsame Aufgabe verstehe

Mental Load wird oft als Frauenproblem diskutiert – dabei ist es ein Strukturproblem, das beide Partner betrifft. Solange die unsichtbare Arbeit nicht gerecht verteilt ist, bleibt echte Gleichberechtigung in Familien unerreichbar. Die gute Nachricht: Veränderung ist möglich. Sie beginnt mit Bewusstsein, ehrlichen Gesprächen und der Bereitschaft, Verantwortung nicht nur zu teilen, sondern aktiv zu übernehmen.

Für Kinder ist es zudem prägend, wenn sie erleben, dass beide Elternteile sich gleichermaßen kümmern – nicht nur praktisch, sondern auch mental. So wächst die nächste Generation mit einem anderen Verständnis von Partnerschaft, Elternschaft und Gleichstellung auf. Mental Load zu teilen bedeutet also nicht nur Entlastung heute – sondern Veränderung für morgen.

Wie sieht’s bei euch zu Hause aus? Welche Strategien helfen euch, die unsichtbare Arbeit sichtbar zu machen?